Museumsnacht am 5.Juli 2008

Ein gelungener Abend bei schönem Sommerwetter im Museumshof in Cleversulzbach

Das Trompetenensemble der Musikschule Neuenstadt sorgte mit frischen Bläserklängen für einen flotten Einstieg in das Programm des Mörikefestes, das dieses Mal als Museumsnacht ausgestaltet war.
1. Vorsitzender Werner Uhlmann führte in seiner Begrüßung durch die einzelnen Programmpunkte und ließ bereits Neugier und Vorfreude aufkommen. Im Grußwort des Bürgermeisters Norbert Heuser brachte er Dank und Anerkennung zum Ausdruck für die Bemühungen unseres Freundeskreises, zum Kulturniveau dieser Region so vielfältig beizutragen. Er dagegen sei, meinte er scherzhaft, wie immer bei Veranstaltungen für das Wetter verantwortlich, und diese Verantwortung würde er heute gerne tragen; denn in der Tat: angenehmeres Sommerwetter hätten wir uns für diese Museumsnacht nicht wünschen können.
Es folgte die Eröffnung der Ausstellung „Michael Koszt 40 Jahre in Neuenstadt“ die von Rudi Schwan im Dialog mit dem bekannten Maler und Grafiker durchgeführt wurde. Zu verschiedenen Bildern, insbesondere mit Mörikedarstellungen, nach den Beweggründen befragt, sie gerade so zu malen, gab der Künstler auf kundige Weise Auskunft. Beim Rundgang durch die Ausstellung konnten sich die Besucher von der Vielfalt der Motive, aber auch von der über die 40 Jahre veränderten Darstellungsform überzeugen. Die Ausstellung im oberen Saal des Mörike-Museums ist noch an den folgenden zwei Sonntagen, 13. und 20. Juli, während der Museumsöffnungszeiten von 11.00-16.30 Uhr geöffnet.
Zurück im Museumshof erfreuten uns die Geschwister Annegret und Cornelius Oette mit ihrem Violinenspiel. Die gefühlvoll vorgetragene Mozart-Serenade wurde dann auch mit viel Applaus bedacht.
Ein hoher Gast aus Marbach, der Leiter der Arbeitsstelle für literarische Museen in Baden-Württemberg, Dr. Thomas Schmidt, hatte für das Mörike-Museum und für das Stadtarchiv Neuenstadt zwei Überraschungen mitgebracht. Das uns 2004 von der ev. Gemeinde als Dauerleihgabe übergebene „Magisterbuch“ aus dem Besitz Eduard Mörikes ist aufwändig restauriert worden und in einer zweiten Version, aufgeschlagen mit Mörikes Ergänzungen in roter Tinte, für die Ausstellung in einer neuen Vitrine hergerichtet worden. Beide Stücke wurden Werner Uhlmann zu treuen Händen übergeben, der sich bewegt dafür bedankte. Ein erneuter Dank ging auch an den anwesenden Pfarrer Ulrich Weber, der die Leihgabe seinerzeit veranlasst hat.
Die weitere Restaurierung betraf das „Dorfbuch Cleversulzbach von 1626“, eine Art Grundbuch, in dem alle Besitzverhältnisse und deren Veränderungen seit 1626 eingetragen sind. Das historisch wertvolle Stück, das vorher in einem bedauernswerten Zustand war, wurde „wie neu“ von Dr. Schmidt an Bürgermeister Norbert Heuser überreicht, der es mit Freude und Dank entgegennahm.
Jetzt war es Zeit für einen besonderen Genuss. Die legendäre Flusskrebssuppe, wie sie schon zu Eduard Mörikes Investitur 1834 serviert worden ist, duftete bereits vom Tresen. Christian Seebold vom hiesigen Restaurant hatte sie nach altem Rezept zubereitet. Diese Suppe, das war die einhellige Meinung, war damals wie heute ein Leckerbissen.
Inzwischen war es dunkel geworden, aber eine Vielzahl von Lichtern, vom Treppenaufgang bis zum Museumshof, sorgte für eine romantische, gefühlvolle Atmosphäre. Einen großen Anteil an dieser schönen Stimmung hatte auch der Harfenist Heinz-Jörg Eberle, der mit seinem Instrument unter der Linde sitzend über den ganzen Abend und in die Nacht verteilt gefühlvolle Melodien spielte.
So eingestimmt, traf man sich wieder erwartungsvoll im Saal, wo die Marionettenkünstler Marlene Gmelin und Detlef Schmelz ihre Bühne aufgebaut hatten. Die nun folgende Inszenierung „Geschichten ohne Worte“ bestand aus mehreren Episoden, die so meisterhaft pantomimisch gespielt worden sind, dass man auch „ohne Worte“ die Gefühle, die Freude und den Schmerz der dargestellten Figuren miterleben konnte. Ganz besonders ans Herz ging die Geschichte des Unglücksraben Hans Huckebein, frei nach Wilhelm Busch, dem der zuviel getrunkenen Likör ein schreckliches Ende bereitet. Lang anhaltender Applaus belohnte die Marionettenkünstler aus Hermuthausen für ihr Spiel.
Im Museumshof konnte man dann in besinnlicher Atmosphäre Gedichten von Eduard Mörike und Albrecht Goes lauschen. Sie wurden von Werner Uhlmann (Mörike) und Ilse Oette (Goes) abwechselnd vorgetragen. Man hatte ähnliche Themen ausgesucht, und es war interessant zu hören, wie die beiden Pfarrerdichter, Goes 125 Jahre später lebend, sich dazu ausdrückten.
Nach einer Erfrischungspause folgte ein schöner Abschluss dieser Museumsnacht. Die junge Sopranistin Tanja Kuhn von der Musikschule Neuenstadt sang, begleitet vom Musiklehrer Gunter Wacker am Klavier, gefühlvolle Lieder zur Nacht. Schubert, Mozart, aber auch Operettenarien und Musicalstücke begeisterten die Zuhörer, die mit ihrem Applaus immer wieder Zugaben erwirkten konnten.
Lange nach Mitternacht verließen die letzte Gäste erfüllt von den vielen Eindrücke die Museumsstätte und wir vom Freundeskreis verabschiedeten uns mit dem dankbaren Gefühl, dass sich die vielen investierten Stunden für Planung, Vorbereitung und Durchführung dieses Experimentes einer Museumsnacht doch gelohnt haben.


Mörike-Museum, Dienstag, 15. Juli 2008